Sonntag, 15. Dezember 2024
… wollen uns wieder auf die besondere Zeit einstimmen. In diesem Jahr laden wir Sie ein zum Christgeburtsspiel und zum Dreikönigsspiel.
Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit wird nicht nur in Siegen, sondern in unzähligen Waldorf-Einrichtungen an den Oberuferer Weihnachts-Spielen geprobt. LehrerInnen, MitarbeiterInnen, Freunde und manchmal auch OberstufenschülerInnen freuen sich darauf, nicht nur Kindern, sondern „allen Völkern auf Erdenreich“ auf diese Weise die Weihnachtsfreude zu verkünden.
In ihrer tiefen Gemüthaftigkeit und Ernsthaftigkeit, in ihrem herrlichen Humor, aber auch ihrer menschheitlichen Dramatik ergreifen die Spiele jeden, der in der heute oft so sinnentleerten Weihnachtszeit nach Inhalten sucht.
Die drei Spiele stammen aus einer uralten, bis ins Mittelalter zurückgehenden Tradition und sind im „donauschwäbischen“ Dialekt überliefert. Karl Julius Schröer, bei dem Rudolf Steiner in Wien studierte, hatte die Spiele in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt.
Aus der Oberuferer Trilogie muss der erste Teil, das kürzere Paradeisspiel um Adam, Eva und die Vertreibung aus dem Paradies, in diesem Jahr allerdings in der Schublade bleiben.
Dafür wird die Erfüllung von Gottes Verheißung umso sichtbarer, zunächst im Christgeburtsspiel: Mitten ins ärmliche Dasein von Maria und Josef wird das Kind geboren, das „die ganze Welt regieren soll“. Auch die von Existenzsorgen geplagten, aber nie ihre Streitlust und Fröhlichkeit verlierenden Hirten erfahren davon. Nachdem sie ihren Heiland gefunden haben, bekennen sie seine Wirkung: „Uns kann wohl wachsen der Mut!“
Dann folgt mit dem Dreikönigsspiel der Szenenwechsel in die Welt der königlichen „Weisen aus dem Morgenland“: Lichtvolle, Sternen-geführte Erkenntnis führt sie zu dem, den sie als den neuen Herrn der Welt anerkennen. Dem vierten König, Herodes, gelingt dies nicht. Er bleibt in seine Ängste, Eigen- und Herrschsüchte verstrickt. Er ist sich selbst fremd, empfindet sich als „ein fremder, und kein rechter König“. So wird er Opfer des Teufels und Täter des Kindermordes, bis zu seinem eigenen Untergang. ~ Soll diese alte Geschichte uns Abendländler vielleicht an etwas mahnen, was das Morgenland in unsere Wiege gelegt hat, was wir aber in der Neuzeit noch kaum erprobt haben?: Erkenntnis, wenn sie segensreich sein soll, muss die Eigensucht übersteigen können, muss offen werden für die Offenbarung, muss An-Erkenntnis eines uns entgegenkommenden, uns tragenden Sinnes werden? Andernfalls, als nur dem vermeintlichen Selbsterhalt dienender Intellekt, führt sie zur Selbstentfremdung, zur endlosen Jagd nach einer Chimäre, mit namenlosen „Kollateralschäden“ wie beim Kindermord?
Wer sich durch die volkstümlichen, tiefsinnigen Stücke auf Weihnachten einstimmen lassen will, findet dazu folgende Gelegenheit:
Zwischen den Aufführungen gibt es eine kleine Pause mit leckeren Dingen …
… im Format A4 finden Sie hier. Danke fürs Aufhängen!