Der Schmetterling ~ Nr.11 Sonntag, 5. November 2023 0271-7411-0102 ~ www.lfl-siegen.de |
Aber natürlich! Oder glauben Sie, wir sitzen jeden Donnerstag unsere Stunden im Vorstand nur ab? ~ Aber Sie haben ganz richtig verstanden: wir können natürlich nicht gleich fröhlich ausposaunen, wenn sich neue Perspektiven entwickeln, gerade was die Immobiliensuche angeht. Da fahren wir auch schön mehrgleisig, haben mehrere Eisen im Feuer, weil ja doch jede Sache ihre Ecken und Kanten hat.
Daher die Bitte an Sie: bleiben Sie uns treu und machen Sie mit uns unsere gemeinsamen Hausaufgaben für die neue Schule: Weitersuchen, Kontakte pflegen, mitdenken, Mitglied werden und Mitglieder werben, usw. Danke!
Hoffentlich empfinden Sie unsere Schmetterlings-Beiträge nicht manchmal als zu philosophisch und abgedreht. Bedenken Sie: seit 100 Jahren bewegt sich etwas, nämlich im Hinblick auf eine erneuerte menschliche Pädagogik. Nicht dass Steiner „das einzig Wahre“ in die Welt gesetzt hätte wie eine Biermarke. Aber wir haben in jahrelanger Arbeit erfahren, wie zukunftsträchtig sein Impuls nicht „war“, sondern ist.
Und das heißt: man kann eben nicht sagen: Steiner hat die Waldorfschule erfunden und gut is! Wozu dann noch skurrile „Anthroposophie“? Was Sie im letzten Schmetterling von unserer pädagogischen Helferin gelesen haben, ist ohne diese merkwürdige Anthroposophie überhaupt nicht denkbar. Von vielen Seiten haben wir damals solches Feedback bekommen, nicht zuletzt auch von waldorf-interner Seite: unsere Schule sei so gut aufgestellt wie kaum eine vergleichbare Förderschule.
Die Zahl von Waldorfschulen stieg in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an und steigt auch heute noch. Aber es ist kein Geheimnis: mittlerweile sind fast überwiegend LehrerInnen dort tätig, die mit der von Steiner gemeinten von innen her erneuerten Pädagogik nicht mehr wirklich viel am Hut haben. Das ist nicht als Kritik gemeint, sondern einfach Tatsache, bedingt durch den „Arbeitsmarkt“ und anderes. Die Verbände sind sich dessen bewusst, aber über die Deutung der Zustände und die Konsequenzen ist man sich uneinig ~ und in diesem Zusammenhang sehen wir auch den herben Crash unserer ehemaligen Wirkensstätte.
Und nun wird, nachdem die allgemeine Waldorfschule das schon hinter sich hat, im nächsten Sommer wieder 100. Geburtstag gefeiert: im Sommer 1924 hielt Steiner seinen „heilpädagogischen“ Vortragskurs, der Grundlage unserer Bewegung ist. Vielleicht mögen Sie dieses Infoblatt lesen, das wir dieser Tage zum Zweck einer Präsentation erstellt haben. Sie merken, da geraten wir wieder ins „Träumen“: Wie schön wäre es, wenn die Waldorfbewegung sich anlässlich des Geburtstages auf ihre tieferen Kräfte besinnen würde, die heute „not-wendiger“ denn je wären. Und diese Kräfte liegen womöglich in der bisher als Randbereich vergessenen „Heilpädagogik“? ~ Das lokale Sahnehäubchen auf der Geburtstagstorte wäre dann unsere Schulgründung …
~ alte Kamellen? ~ bewahrenswerte Schätze? ~ Klappspiegel öffnen? ~
Der jüngste Newsletter unserer alten Wirkensstätte liest sich gut! Kontinuierlich gehts bergauf, und alle sind zufrieden, mit den besseren Strukturen. Ein Zeichen, dass manche Konflikte, die dem beteiligten Menschenherzen erst gewaltig und schwerwiegend vorkommen, durch das Leben selbst (die Zeit) viel weisheitsvoller gelöst werden, als die grübelnden und dräuenden Menschen sich das so ausdenken können. Alle zufrieden – dann sollten auch wir aufhören zu mosern.
Tun wir auch. Nur lernen und beobachten wollen wir weiterhin. Und da fällt uns, zwecks Reflexion, eine Sache ein, die ein ehemaliger Waldorfschüler (ein berühmter, aus einer andern Stadt) erzählt hat, über ein in England durchgeführtes wissenschaftliches Experiment.
Man hatte eine Gruppe (kann man sagen „Herde“?) Flöhe. Diese Flöhe konnten, so wie sie artgemäß waren, ungefähr 20 cm hoch springen (keine Gewähr für die Zahlen, es kommt hier nicht drauf an). Nun sperrte man sie in Weckgläser (oder andere Gefäße), so dass sie nicht höher als 11 cm springen konnten. Nach nur 3 Tagen ließ man sie wieder frei. Und siehe da: jetzt sprang keiner mehr höher als 11 cm, und zwar dauerhaft. Noch erstaunlicher: die Nachkommen dieser Flöhe sprangen auch nicht mehr höher als 11 cm! So einfach kann man die Natur verändern!
Wo solche Studien getrieben werden, gibt es immer auch Skeptiker, die aus ideologischen Motiven irgendwelche skurrilen Zweifel streuen. Hier sagten welche: „Das kann nicht sein! Es wurden vorher die Flöhe, von denen man schon erwarten konnte, dass sie sich an die neue Maximalsprunghöhe nicht anpassen würden, heimlich aussortiert! Wahrscheinlich ließ man die Weckgläser auch noch ein paar Stunden offen, damit weitere Flöhe, die das nicht mitmachen wollten, sich vorher verkrümeln konnten.“ – Wir halten diese Theorie für ebenso herbeigesucht wie die gegenteilige: „Bestimmt haben sich die Flöhe schon lange danach gesehnt, nicht mehr so hoch springen zu müssen. Sie hatten nur keine Orientierung.“ Und für völlig abwegig halten wir die verschwörungstheoretische Annahme: die Initiative zu dieser ganzen Deckelungs-Aktion gehe auf einige wenige Flöhe zurück, die von Anfang an nicht höher springen konnten als 11 cm.
Wie schwer sich manche tun, offenkundige Wahrheiten einzusehen! Die Natur ist veränder- und verbesserbar! Lächerlich auch, wenn Tierschützer hier „Quälerei“ sehen, nur weil die Deckenhöhe etwas niedriger ist! Dass sie sich drei Tage lang etwas zügeln mussten beim Springen und jetzt gar nicht mehr auf die Idee kommen, höher zu springen, ist ein ganz normaler Lernvorgang für die Flöhe – wie heißt es doch: „Lernen durchs Leben“! Da mussten wir doch alle durch! Und wieviel Energie sie dadurch sparen, dass sie jetzt nicht mehr 20 cm hoch springen müssen! Das kommt ihren Kernaufgaben zugute! Und selbst wenn es stimmen sollte, dass einige Flöhe ausgebüxt sind: es geht den Verbliebenen doch besser, wenn zusätzlich zur Sprunghöhe auch die Zahl der Flöhe reduziert ist! Das macht den Luftraum viel transparenter! Es lässt sich sogar beobachten, dass einige Flöhe in dieser Umwelt, die sie jetzt besser überschauen können, feste Sitzplätze einnehmen, dort länger sitzen bleiben und sogar von sich aus etwas wie eine gewisse Hierarchie und eine ordnungsgemäße gegenseitige Kontrolle mit Sanktionsregeln entwickeln! Glaubt jemand, dieser Erfolg hätte durch moralische Appelle und durch „Einsicht“ erzielt werden können?
Nur gute Nachrichten also diese Woche!