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Der Schmetterling ~ Nr.30

Sonntag, 7. April 2024
Lernen fürs Leben Siegen e.V.

0271-7411-0102  ~  www.lfl-siegen.de

Ins Äußre des Sinnesalls
Verliert Gedankenmacht ihr Eigensein;
Es finden Geisteswelten
Den Menschensprossen wieder,
Der seinen Keim in ihnen,
Doch seine Seelenfrucht
In sich muss finden.


Noch 48 Tage …

… bis zu unserm

Maifest

Lernen fürs Leben Siegen e.V.

Samstag, 25. Mai 2024
11 bis 17 Uhr

Rudolf Steiner Schule Siegen
Kolpingstr. 3, 57072 Siegen

Auf der Suche nach der „Sozialen Dreigliederung“

Liebe LeserInnen, herzlichen Dank immer für Ihre Rückmeldungen zum „Schmetterling“. Wir hoffen natürlich, dass Sie entstehende Fragen auch wirklich stellen und aufkeimende Vorschläge uns auch wirklich mitteilen! Immer gerne!

Schon mehrmals entstand jetzt die Frage nach der „Dreigliederung des sozialen Organismus“. Dies Stichwort, oder das vom „freien Geistesleben“, fiel ja schon manchmal. In unserm Schulkonzept, das wir letztes Mal verlinkten, ist eingangs lapidar von „Pädagogik und Sozialwissenschaft Rudolf Steiners“ die Rede. Desgleichen am Anfang unserer Trägervereins-Satzung. Frage also: was hat es damit auf sich? Unter der (Waldorf-) Pädagogik Steiners kann man sich ja noch etwas vorstellen, aber was ist die „Sozialwissenschaft“?

Da könnte man gleich die Gegenfrage stellen: „Glaubt ihr, ihr habt von der Pädagogik Steiners viel verstanden, wenn ihr von der ‘sozialen Dreigliederung’ keine Vorstellung habt?“ ~ Tatsächlich, so frech könnte man sein. Die Waldorfschule ist vor gut 100 Jahren im innigen Zusammenhang mit Steiners Dreigliederung entstanden, es war die Zeit, wo er und andere intensive Vortragstourneen machten, um für die gesellschaftliche Vision, die gemeint ist, zu werben. Letztlich ohne Erfolg! Jedoch die Waldorfschule als solche wurde ein Erfolg! Und dennoch steht Steiners Sorge im Raum, wie er sich im Oktober 1920 ausdrückte, dass „die ganze Waldorfschul-Bewegung für die Katz“ sein könne, wenn nicht genügend Verständnis für die Vision einer „gesünderen“ Zukunft vorhanden ist. Einige LeserInnen, die der Sache kundig sind, haben daher ganz zurecht die Frage gestellt: Warum stellt Ihr nicht, gleich zu Anfang Eurer Vereins- und Schulinitiative, eine Aufklärung über diese „Sozialwissenschaft“ hin, kompakt und verständlich.

Bingo! Das meinen wir auch! Aber: das müsste in mündlicher, in Vortragsform erfolgen. Denn es ist schwierig, zumal in unserer „politisch aufgeheizten“ Zeit, das Wesentliche von Steiners Ansatz herauszustellen, ohne dass dies gleich von Leuten zerpflückt wird, die es gezielt nicht verstehen wollen. Denn: Ist die Waldorfschule politisch? Um Himmels willen, nein! Wie könnte sie, wenn doch schon die Anthroposophie als Grundlage sich klar jeder politischen Betätigung und Stellungnahme enthalten will, wie Steiner eindeutig klar gestellt hat. Warum dann die genannten Vortragstourneen, ist das keine „Politik“? Nein, ist es nicht ~ aber Sie merken, dass man etwas Zeit und Klarheit braucht, um sich hier zu einem Verständnis durchzuarbeiten. Das ist nicht dadurch zu erreichen, das wir lange Texte verlinken. Ein lebendiger Vortrag ist besser, weil letztlich das Konzept von Steiners Dreigliederung selbst eine gänzlich lebendige Sache ist, die man nicht in gedruckter Schrift festzimmern kann. Denn es geht schlichtweg um menschliche Beziehungen (im öffentlichen Raum) ~ die möglicherweise friedvoller und effektiver werden, wenn man sie nach drei unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen betrachtet: wirtschaftlich, rechtlich, geistig.

Wir haben schon versucht, dazu einen Referenten zu gewinnen, aber die Anreise aus Berlin ist zu weit und die Zeit zu knapp. Online würde notfalls auch gehen, klar. Oder: ist unter Ihnen jemand, der sich traut?

Zuletzt: kann man das nicht doch einfach weglassen? Nein!, meinen wir. Zwar scheint nicht alles „für die Katz“ zu sein, aber dennoch stellen wir uns die bangen Fragen: Ist etwa das Interesse und Verständnis für den „sozialwissenschaftlichen“ Kontext und Teil des Waldorf-Impulses mit dem äußeren pädagogischen „Erfolg“ ein Stück weit verloren gegangen? Und weiß daher die Waldorfbewegung heute nicht mehr so richtig, wer sie ist? Und droht sie daher, in unserer politisch aufgeheizten Zeit, den eigentlich ratlosen Sichtweisen Anderer zu unterliegen und sich in die Ecke treiben zu lassen, statt aus ihren eigenen Kräften das dringend benötigte Ferment für eine positivere Zukunft zu sein, als das Steiner sie sah? Denn das Potential ist doch „noch“ da?!


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