Der Schmetterling ~ Nr.58 Sonntag, 15. Dezember 2024 0271-7411-0102 ~ www.lfl-siegen.de |
Zu tragen Geisteslicht in Weltenwinternacht
Erstrebet selig meines Herzens Trieb,
Dass leuchtend Seelenkeime
In Weltengründen wurzeln,
Und Gotteswort im Sinnesdunkel
Verklärend alles Sein durchtönt.
… heute ab 16 Uhr an der Rudolf Steiner Schule zum Christgeburtsspiel und (18 Uhr) Dreikönigsspiel. Zwischendurch gibt’s Punsch, Waffeln, Schmalzbrote (auch veggie), und last not least dezente Infos zum Stand der Dinge. Auch Beitrittsformulare haben wir für Sie ~ damit Sie das lang gehegte Vorhaben im alten Jahr noch umsetzen können. Näheres zu den Spielen hier.
… in Siegen-Seelbach, 43qm, schönes Ein-Zimmer-Appartment mit Ausblick, ruhig und günstig gelegen, und: ein sehr netter, LFL-naher Mensch wohnt unten drunter und würde sich über einen neuen Nachbar-Menschen freuen! Frei schon ab 1. Januar, aber vielleicht reicht ja auch ein späterer Einzug. Kontakt: markt@lfl-siegen.de
Obwohl Weihnachten natürlich in die Schulferien fällt und als gewichtigstes Fest unseres Kulturkreises vor allem zuhause in der Familie gefeiert wird, leben wir ~ in der uns vor Augen stehenden Schule ~ mit den Kindern in der Adventszeit bewusst darauf hin, und auch nach Neujahr ist Weihnachten nicht einfach vorbei.
Anlässlich des Johannifestes hatten wir zu verdeutlichen versucht, wie wichtig uns das Mitleben der Jahreszeiten und ihrer Feste mit den Kindern ist, ja dass wir dies als Teil unseres Schul-„Auftrages“ sehen. Für die unbekannteren Feste Johanni und Michaeli haben wir etwas zum Inhalt, zur Bedeutung geschrieben; beim Weihnachtsfest scheint das nicht nötig, denn jeder weiß, was wir hier feiern. Oder?
Zugleich ist es beim Weihnachtsfest zweifellos besonders nötig, der Oberflächlichkeit, dem Rummel, der Kommerzialisierung bewusst etwas entgegen zu setzen, ohne Spaßverderber zu werden. Es geht ja darum, den Kindern wertvolle Erlebnisse zu ermöglichen, also für ihr ganzes Leben mitzugeben. Für viele von uns Erwachsenen ist der leuchtende Weihnachtsbaum in stiller Winternacht eine der kraftvollsten und schönsten Kindheitserinnerungen. Was macht ihn dazu? Die damit verknüpften Geschenke? Oder doch die Atmosphäre von Wunder und Andacht, die unsern Eltern damals gelungen ist zu schaffen und uns mitzugeben ~ so dass die Geschenke auch in diese Atmosphäre eingetaucht waren und eigentlich von dort ihren Wert erhielten?
Das ist auch heute möglich, und wir wollen es in der Schule bewusst kultivieren ~ immer unabhängig von speziellen religiösen Bekenntnissen. In der Adventszeit zieht eine besondere Stille ein, eine Stimmung der Erwartung. Die Morgenkreis-Lieder lehren uns zu lauschen auf das Besondere, das kommt: ein Schiff, beladen mit unendlichem Reichtum ~ obwohl es sich „nur“ um ein Kind handelt. Advent ist eine Reise in die Einfachheit, ein zur-Ruhe-Kommen, wenn es gelingt. Die Geschichten von Maria und Josef in ihrer Armut und Not werden erzählt, die Kinder finden sie wieder in den Oberuferer Spielen, und in der Unterstufe spielen wir diese Geschichten mit einfachen, aber schönen Verkleidungen selbst. Auch die Hirten sind „arme“, einfache Menschen. Und gerade in Armut, Einfachheit, Demut kann das Entscheidende passieren: die Welt, die sonst, sich selbst überlassen, zugrunde gegangen wäre, wird durch ein unfassbares Wunder, durch ein Kind erneuert, verjüngt.
Ein Dogma ist da ganz unnötig, auch wenn diese Geschichte aus einem Heiligen Buch stammt (oder gerade deswegen). Rudolf Steiner (in GA 165) spricht vom „eigentümlich beweisenden Charakter des Weihnachtsfestes“: „Das Weihnachtsfest hat etwas Christ-Beweisendes.“ Die Erzählung von demjenigen „Wesen, das sich uns in Kindesform alljährlich nähert und die Erde verjüngt“, wird nicht nur von den Kindern unmittelbar tief aufgenommen, sondern erfasst das Kindliche im Menschen, „gleichgültig ob dieses Kindliche im Kindesalter oder noch im spätesten Alter sich geltend macht“. Und Steiner verweist auf die großartige Weihnachtserzählung „Bergkristall“ von Adalbert Stifter, die ihrerseits ein Beweis ist, dass es kein Dogma braucht. Das kleine Mädchen sagt am Schluss unscheinbar zur Mutter: Ich habe den heiligen Christ gesehen.
Die Dreikönigszeit nach den Ferien hat dann einen anderen, anders feierlichen Charakter: Jetzt sind wir im Reichtum, nicht in der Armut. Die Könige (oder „Weisen“) repräsentieren uns die besten, klarsten Kräfte, deren wir, auch als Erwachsene, fähig sind. Und dieses Beste und Mächtigste ruht nicht stolz und unnahbar in sich selbst, sondern neigt sich anerkennend vor dem heiligen Kind. Viel können die Könige, aber nicht sich selbst den Sinn geben. Auch dies ist den Schulkindern unmittelbar eingängig und lässt sich in der Unterstufe in Rollenspielen („Reigen“ mit Gesang und Kostümen) vertiefen, und sofern die Erwachsenen authentisch sind (ihr „Kindliches“ aktiviert haben), ergibt sich ein Stück wunderbare „moralische Erziehung“.
Um zu Hause mit Kindern die Jahreszeiten und die verschiedenen Feste gestalten zu können, gibt es übrigens ein bewährtes Buch mit reichhaltigen Anregungen: Christiane Kutik, Das Jahreszeitenbuch.