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Der Schmetterling ~ Nr.66

Sonntag, 16. Februar 2025
Lernen fürs Leben Siegen e.V.

0271-7411-0102  ~  www.lfl-siegen.de

Die Welt, sie drohet zu betäuben
Der Seele eingebor'ne Kraft;
Nun trete du, Erinnerung,
Aus Geistestiefen leuchtend auf
Und stärke mir das Schauen,
Das nur durch Willenskräfte
Sich selbst erhalten kann.


Gemeinsam fahren ist schöner …

Mitgliederversammlung für beide Vereine

Montag, 24. Februar 2025, 19.00 Uhr

in der Christengemeinschaft, Melanchthonstr. 61, Siegen

Obwohl ja unser Zielgebiet, so wie’s aussieht, das Oberbergische ist, ist unser Vereinssitz und auch unser Ort für die Vorstandssitzungen und die MV noch immer Siegen. Das wird sich bestimmt ändern, wenn es konkret wird. Wenn Sie also aus dem Oberbergischen zu uns kommen möchten, tun Sie sich doch einfach zu einer Fahrgemeinschaft zusammen. Wir vermitteln das gern, rufen Sie einfach an. Ansonsten, wie gesagt: Wenn Sie noch kein Mitglied des Fördervereins sind, können Sie es bis dahin oder auch vor Ort noch werden.

Schulkonzept in Häppchen:  Medien nutzen ~ statt sich benutzen lassen

Handy, Tablet, Spielekonsole …: eine Kindheit und Jugend ohne elektronische Bildschirmmedien gibt es nicht mehr. Wie stellt sich unsere Schule dazu?

Kindheit und Jugend sind kostbarste Lebensphasen. Je jünger ein Mensch, desto tiefer wirken Eindrücke der Umgebung auf den gesamten sich aufbauenden Organismus und auf die sich entfaltende Seele.

Die Bildschirmmedien in ihrer Wirkung auf heranwachsende Kinder sind ein gewichtiges Beispiel dafür, wie unsere Gesellschaft Innovationen einsetzt, sobald sie verfügbar sind, ohne die Folgen schon abschätzen zu können oder auch zu wollen.

Mittlerweile ~ Jahrzehnte nach Einzug des Fernsehens, dann des Computers, dann des Smartphones mit seinen „Social Media“ ~ sind viele der negativen Folgen (Bewegungsarmut, Suchtpotential, psychische Probleme …) so unübersehbar geworden, dass auch verantwortliche staatliche Stellen in einigen Ländern die bedenkenlose Propagierung der „Digitalisierung“ im Bildungsbereich deutlich zurückfahren. Die deutschen Bundesländer scheinen diesbezüglich hinterherzuhinken, sehen ihren Nachholbedarf aber paradoxerweise weiter darin, noch mehr Digitales in Schulen und sogar Kindergärten hineinzubringen. Ein Schelm, wer denkt, hier spiele das Lobbywesen der entsprechenden Branchen eine Rolle.

Die Waldorfpädagogik hat schon früh auf die bedenklichen Wirkungen von Bildschirmmedien aufmerksam gemacht. Der Buchtitel „Der gefrorene Blick“ benennt das Grundproblem: Ein Bildschirm fesselt mit seinen bewegten Bildern die Aufmerksamkeit ~ aber ganz anders als sonstige interessante Dinge im Leben es tun! Er fesselt im wahrsten Sinne des Wortes die komplizierte, vielfältig lebendig tätige Augenmuskulatur. Aber diese soll in Bewegung sein, wie jede Muskulatur, und sie ist beim Kind und bei uns allen, wenn sie nicht gefesselt wird, in ständiger Bewegung! Durch Bewegung „erfahren“ wir die Welt! Und Sehen ist eigentlich Bewegung ~ nur nicht vor dem Bildschirm!

Lange vor Erfindung des Bildschirms, nämlich bei der Gründung der Waldorfschule, hielt es Rudolf Steiner für wichtig, den beginnenden Lehrern klar zu machen: wenn wir einen roten Kreis sehen, sieht unser Sehsinn die Farbe. Die Kreisform aber, die fahren wir mit der Muskulatur, mit dem „Bewegungssinn“ ab!

Überhaupt polemisierte Steiner schon damals gegen den „Anschauungsunterricht“ ~ lange bevor alle und jede Weltinhalte durch verschiedenste Medien für die „Anschauung“ verfügbar wurden. Waldorfpädagogik weiß, dass ernsthaftes, nachhaltiges Lernen nicht durch ein stumpfes Betrachten geschieht, welches körperliche, seelische und intellektuelle Anstrengung erübrigen will, sondern durch Tätigkeit, Emotion, soziale Erfahrung, durch eigenes Denken und Erforschen.

Diese Andeutungen reichen, um uns als Schule mit unserm Bildungs- und Erziehungsauftrag klar zu positionieren. Wir wollen

Für die älter werdenden Kinder und Jugendlichen verlagert sich die Problematik vom „fesselnden“ Bildschirm hin zu andern Gefährdungs- und Suchpotentialen, die die scheinbare Interaktivität von Spielen und Social Media mit sich bringt: je nach Persönlichkeit droht den Kindern, in Zweitwelten voller Gewalt und Entmenschlichung, in nicht mehr loszuwerdende Selbstbild-Selbstbespiegelung oder auch in autistischen Bastelzwang zu versinken. Auf dieser Altersstufe ist, abgesehen von der teilweise weiterhin nötigen Lenkung, auch die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Jugendlichen nötig. Thematisiert werden müssen u.a., je nach Möglichkeiten des Alters und der Beeinträchtigung:

Je mehr wir uns der Oberstufe und Berufsvorbereitung nähern (aber in weiten Teilen erst dann!), tritt natürlich der aktive Kompetenzerwerb im Medien- und Computerbereich hinzu. Werden die Kinder und Jugendlichen bis hierher schon nicht den Eindruck einer Verbots- und Moralkultur an unserer Schule haben, so entdecken wir jetzt die Vorzüge der Elektronik als Helfer der Menschen, als wunderbare Werkzeuge. Dazu gehört, auch dies natürlich sehr abhängig von individuellen Fähigkeiten:

Für die Waldorfpädagogik ist „Geschicklichkeit“ allgemein ein hohes Erziehungsziel, und dies muss sich nun in der elektronischen Welt verwirklichen. Auch hier sind die Erwachsenen zur Selbstreflektion aufgerufen. Das angeblich „Intuitive“ der Geräte entpuppt sich, wo man hinschauen will, in vielen Fällen als hochgradige Ineffektivität, als Verschwendung von Lebenszeit und Nerven. Zugleich bleibt es bei der Fragwürdigkeit von „Anschauung“ ~ und wir werden sehr bewusst entscheiden, ob wir wirklich mehrere Quadratmeter Wand für Whiteboards opfern wollen, auch wenn diese (siehe oben) öffentlich gefördert werden sollten.

Zuletzt kommen wir zu einem Auftrag, der speziell die Waldorfpädagogik angeht, aber noch wenig in den Blick genommen ist. Unsere Welt wird nicht stehen bleiben. Neue Maschinen kommen noch näher an den Menschen heran, ja werden mit uns in gewisser Weise „verschmelzen“ („Transhumanismus“). Es bleibt dabei, dass „wir als Menschheit entscheiden“ sollten, was wir nutzen, und welchen Blödsinn wir uns ersparen. Aber den Kopf in den Sand zu stecken, wäre im Falle der Waldorfpädagogik besonders schade. Denn es wird, dazu muss man ja kein Prophet sein, zukünftig noch viel mehr darum gehen, in aller technologischen Entwicklung das errungene Ich, die selbstverantwortliche Persönlichkeit und Bewusstheit des Menschen, aufrecht zu erhalten und auszubauen. Dieses Ziel der Waldorfpädagogik macht auch vor dem Transhumanismus nicht halt, im Gegenteil: wer, wenn nicht wir, sollte hier helfen, mit zu gestalten. In diesem Sinne verweisen wir auf den Aufsatz „Steiners überraschender Auftrag“ von Sebastian Lorenz, aus der Erziehungskunst, März 2020, mit weiterführenden Hinweisen.

Weitere Infos finden Sie auf der Website des Medienberaters Uwe Buermann: www.erziehung-zur-medienkompetenz.de


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