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„Schulkonzept in Häppchen“

Sonntag, 27. Oktober 2024

Singen ~ mehr als ein Zeitvertreib

Seit Ihr Kind unsere Schule besucht, singt es manchmal selbstvergessen vor sich hin, wenn es im Zimmer spielt? ~ Dann hätten wir schon ein Stück weit ein Ziel erreicht.



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Das Singen, als die einfachste, elementare Art von Musik, durchzieht unseren Schulalltag. Aber nicht so, dass wir unbedingt ständig in jedem Unterricht irgendwelche Lieder einbauen. Oder gar, dass wir die allgegenwärtige Musikberieselung,1 die es heute um uns herum gibt, auch noch in der Schule haben wollten.

Wie in vielen anderen Bereichen (siehe z.B. Schulbücher, siehe Medien, siehe aber auch Naturpädagogik) geht es uns hier im Unterricht und Zusammenleben mit den Kindern darum, durch innere Aktivität Aspekte der Welt zu entdecken und zu erleben, die „vom Menschen durchdrungen“ sind, und sie sich bewusst zu eigen zu machen.

Und gerade Musik ist etwas tief Innerliches. Sie ist ja nicht das, was aus dem Lautsprecher kommt. Seit Urzeiten sprechen kluge Menschen von der unsichtbaren oder besser unhörbaren Musik, die unserer Welt zu Grunde liegt, der „Sphärenharmonie“, oder dem „Lied, was in allen Dingen schläft“, vom himmlischen Lied, was nur der Mensch in Worte fassen kann.

Wir meinen: es ist sinnvoller, an dieses ständig präsente, unhörbare Singen anzuknüpfen, als noch einen weiteren Lautsprecher anzuknipsen.

Das tun wir, indem wir ganz bewusst, künstlerisch, kunstvoll zusammen singen. „Kunst“ muss ja nichts Ausziseliertes, Raffiniertes, Kompliziertes sein. Es kann ganz einfach sein. Wir haben zur Genüge erlebt, dass auch Kinder mit Beeinträchtigungen der Artikulation oder Intelligenz wunderschön singen können.

Selber zu singen, dazu müssen sich manche Erwachsene und auch Jugendliche mehr oder weniger überwinden. Das zeigt nur, dass wir es selbst sind, die da singen; wir zeigen mit unserer Stimme etwas von uns, und das mag nicht jeder. Aber in Gemeinschaft fällt es viel leichter. Ohnehin wird natürlich keiner gedrängelt!

Morgens zu Beginn des Schultages treffen wir uns mit allen Klassen zum „Morgenkreis“. Dort beginnt der Tag mit einem meist schlichten, aber möglichst wertvollen Lied. Gerne nehmen wir dafür Lieder, die noch in freierer Tonalität gehalten sind als in unserer allgegenwärtigen, festgelaufenen Dur-Moll-Tonalität: z.B. pentatonische Lieder, die ohnehin den jüngsten Kindern besser entgegenkommen, oder „Kirchentonarten“ moderner Lieder wie diesem. Alles ohne Begleitung, ohne musikalische Untermalung. Denn das Ziel ist: sanft eine Musik zu erwecken, die uns frei lässt, bei der wir nicht „mitmüssen“ oder mit der wir (mit viel Rhythmus) die Zeit totzuschlagen versuchen, sondern in die wir bewusst mit unserm Ich einsteigen können.

So ist nicht nur der Morgen-Spruch, den wir dann zusammen sprechen, sondern auch schon unser Singen sozusagen ein gemeinsames innerliches „Händeheben“.

Dies wirkt durch den Tag, und zwar nicht wie ein zwanghafter Ohrwurm, sondern freilassend. Wer sich mit wertvoller Musik aktiv beschäftigt, wird nicht nur für den Moment belebt. Man ist erfüllt, durch das Gegenteil von Berieselung. 2 Und das ist auch uns möglich, mit den einfachsten Dingen!

Mit diesen Liedern des Morgenkreises (und auch des Schlusskreises, mit dem wir den Tag, natürlich viel lockerer, abschließen) verfolgen wir also keine üblichen pädagogischen Zwecke! Das Lied ist kein Vehikel für Anderes! Das Kind muss das Lied nicht extra „auswendig lernen“ und „richtig singen“. Aber wenn Sie Ihr Kind summen oder singen hören, dürfen Sie sich natürlich gern dafür interessieren und sich das Lied von Ihrem Kind beibringen lassen (nicht umgekehrt!). Dafür dürfen Sie gern in unsere Notensammlung schauen, wo sie ungefähr finden, was wir zu einer bestimmten Jahreszeit singen! Viel gemeinsame Freude!

1 Gegen diese kann man sich auch wehren, siehe www.lautsprecheraus.de.

2 „Ich glaube, dass die Rechtfertigung der Kunst im inneren Feuer liegt, die sie in den Herzen der Menschen entzündet, und nicht in ihren oberflächlichen, nach außen getragenen, öffentlichen Manifestationen. Der Zweck der Kunst ist nicht die Freisetzung eines momentanen Adrenalinschubs, sondern vielmehr die allmähliche, lebenslange Schaffung eines Zustands des Staunens und der Gelassenheit.“ Glenn Gould



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